Lieferketten „Zurück auf Anfang“

Auftragsvolumen bricht ein, Zahlungen versp?ten sich: Ukraine Krieg macht Aufschwung zunichte

Russische Aggression gegen die Ukraine schickt globale Lieferketten in den freien Fall und treibt Energieknappheit und Rohstoffpreisvolatilit?t voran. Die Auftragsvolumina verlieren so stark wie noch nie seit den ersten Lieferverboten. Versp?tete Zahlungen an Lieferanten verdoppeln sich im Vergleich zu den sechs Monaten vor der Pandemie. Zulieferer in Mexiko und Kanada verzeichnen einen Anstieg der Aktivit?ten, da US-Unternehmen ihre Beschaffung n?her an ihr Heimatland verlegen. Mckinsey prognostiziert, dass in den n?chsten f?nf Jahren bis zu 26 Prozent der weltweiten Produktion durch Reshoring und Nearshoring verlagert werden.

Der Krieg in der Ukraine und die Abriegelungen in China haben das weltweite Auftragsvolumen in den ersten drei Monaten des Jahres 2022 einbrechen lassen, so die neuen Daten von Tradeshift. Der Q1 2022 Index of Global Trade Health von Tradeshift zeigt, dass die Gesamttransaktionen (Rechnungen und Bestellungen) zwischen Eink?ufern und Lieferanten auf der Plattform im ersten Quartal 2022 um weitere 7 Punkte unter den prognostizierten Bereich gefallen sind. Die Auftragsvolumina wurden durch eine Mischung aus hoher Inflation, l?ngeren Lieferzeiten und Engp?ssen bei wichtigen Komponenten besonders stark beeintr?chtigt. Die Auftragseing?nge fielen im ersten Quartal um 16 Punkte, was den st?rksten Schwungverlust seit den ersten Sperrungen im Jahr 2020 darstellt.

Unternehmen halten Geld zur?ck, Lieferantenzahlungen weiter stark versp?tet

Die gro?en Unternehmen scheinen sich auf eine schwierige Zeit einzustellen und halten eigenen Bargeldreserven zur?ck. Das hat Auswirkungen auf die Lieferanten, die dadurch in den kommenden Monaten erneut unter Druck geraten werden. Die aktuellen Daten von Tradeshift zeigen, dass die Zahl der versp?teten Lieferantenzahlungen in den letzten sechs Monaten durchschnittlich 15,9 Prozent des Gesamtvolumens betrug und damit fast doppelt so hoch war wie in den sechs Monaten vor der Pandemie.

„Die Aggression Russlands in der Ukraine und die Abriegelung von Gro?st?dten in ganz China f?hren zu einer Konvergenz von neuem und bekanntem Druck“, sagt Christian Lanng, CEO von Tradeshift. „Der Aufbau von Bargeldreserven mag wie ein Akt der Selbsterhaltung seitens der Eink?ufer erscheinen. Er kann aber schnell zu einem Akt der Selbstverletzung werden, wenn die Lieferanten zu k?mpfen beginnen. Gro?e Unternehmen m?ssen aufh?ren, Lieferanten als billige Kreditlinie zu betrachten. Stattdessen sollten sie anfangen, nach Finanzierungsoptionen zu suchen, die sowohl sie selbst als auch ihre Lieferanten in einem hochvolatilen Umfeld zahlungsf?hig halten.“

Euro-Raum weiteren Belastungen ausgesetzt

Die Transaktionen fielen um weitere 14 Punkte gegen?ber der erwarteten Spanne, wodurch ein Gro?teil der Erholung der letzten 18 Monate zunichte gemacht wurde. Die Auftragsvolumina fielen um alarmierende 28 Punkte, da die Ukraine-Krise die Rohstoffpreise in die H?he trieb und weitere St?rungen in wichtigen Lieferketten verursachte.

In Deutschland gaben 40 Prozent der Industrieunternehmen an, dass sie Probleme mit Lieferengp?ssen erwarteten, so der Think Tank IW. Die Automobilhersteller haben aufgrund des Mangels an Kabelb?umen, die in der Ukraine von der deutschen Firma Leoni hergestellt werden, Montageb?nder geschlossen.

Das Rechnungsvolumen blieb im ersten Quartal 2022 relativ robust, was darauf hindeutet, dass die Zulieferer immer noch einen R?ckstand an bestehenden Auftr?gen abarbeiten. Einige Engp?sse k?nnten sich abschw?chen, aber die Aussichten deuten darauf hin, dass noch einige schwierige Monate bevorstehen, da neue St?rungen auftreten. Nach Angaben von JP Morgan sind die Asien-Europa-Routen am st?rksten von Problemen wie akuter ?berlastung der H?fen und Unterbrechungen im Frachtverkehr aufgrund der Schlie?ung des russischen Luftraums betroffen. Angesichts der Starrheit bzw. Unflexibilit?t der meisten Lieferketten d?rfte es sich als sehr schwierig erweisen, schnelle und praktikable L?sungen f?r diese Probleme zu finden.

Eink?ufer und Lieferanten sind in USA, China und Gro?britannien einem ?hnlichem Druck ausgesetzt

USA: Die Dynamik ging um 6 Punkte zur?ck. Die US-H?fen machten sich auf neue ?berlastungen infolge von Sperrungen in Asien gefasst. Die steigenden Energiekosten wirkten sich ebenfalls auf die Auftr?ge aus.

China: Die Transaktionen gingen im ersten Quartal 2022 um weitere 3 Punkte zur?ck, was das dritte Quartal in Folge ist, in dem die Aktivit?t hinter den Erwartungen zur?ckbleibt.

Gro?britannien: Das Transaktionswachstum insgesamt lag im ersten Quartal um einen Punkt ?ber dem prognostizierten Bereich, aber das Gesamtwachstum seit der Pandemie ist immer noch kaum halb so hoch wie erwartet.

Reshoring und Nearshoring im Kommen?

Kommentatoren wie der CEO von Blackrock, Larry Fink, glauben, dass der Krieg in der Ukraine die Unternehmen veranlassen wird, sich aus ihren globalen Lieferketten zur?ckzuziehen. Derweil prognostiziert McKinsey, dass in den n?chsten f?nf Jahren bis zu 26 Prozent der weltweiten Produktion durch Reshoring und Nearshoring verlagert werden. Die Daten von Tradeshift deuten darauf hin, dass Zulieferer in den an die USA angrenzenden L?ndern bereits von den Bem?hungen multinationaler Unternehmen profitieren, ihre Lieferketten zu „nearshoren“. Das Rechnungsaufkommen mexikanischer Lieferanten ist im vergangenen Jahr um das 4,1-fache des weltweiten Durchschnitts gestiegen. Die Rechnungen kanadischer Zulieferer waren 3,1-mal so hoch wie der Durchschnitt.

„Das Jahr 2022 hat ein neues Kapitel in einem Zeitalter der Unsicherheit f?r den Welthandel aufgeschlagen“, so Lanng weiter. „In dieser neuen Realit?t werden R?ckst?nde und Pannen zur neuen Normalit?t, w?hrend Konnektivit?t, Transparenz und Agilit?t eher grundlegende Betriebsprinzipien als vage Ambitionen sind. Die Globalisierung mag zwar auf dem R?ckzug sein, aber die Widerstandsf?higkeit wird davon abh?ngen, dass die Lieferketten vernetzter, vielf?ltiger und kollaborativer werden als je zuvor.“

Weitere Index-Daten nach Branchen und IT-Ausgaben

Transport & Logistik: Die geopolitischen Spannungen und die erneuten Abriegelungen in China stellen die Logistikunternehmen vor gro?e Herausforderungen. Die Tradeshift Daten zeigen, dass das Transaktionsvolumen in der gesamten Transport- und Logistikbranche weiterhin h?her ist als erwartet, was auf einen harten Wettbewerb um begrenzte Kapazit?ten hindeutet.

Hersteller: Die Lieferketten des verarbeitenden Gewerbes sind mit einer schwierigen Kombination aus Lieferkettenengp?ssen und steigenden Rohstoffpreisen konfrontiert. Die Tradeshift Daten zeigen, dass das Transaktionsvolumen im ersten Quartal 25 Prozent unter dem erwarteten Niveau lag. Ein Gro?teil dieser Verlangsamung ist auf einen steilen R?ckgang der Auftragseing?nge zur?ckzuf?hren, die das erste Quartal 2022 auf dem niedrigsten Stand seit der ersten COVID-Sperre beendeten.

Einzelhandel: Die Transaktionen in den Lieferketten des Einzelhandels scheinen sich nach einer Phase extremer Volatilit?t in den letzten zwei Jahren stabilisiert zu haben. Die Aktivit?t bleibt jedoch leicht hinter den Erwartungen zur?ck, wobei eine Kombination aus steigenden Kosten und schwindendem Verbrauchervertrauen wahrscheinliche Faktoren sind.

Technologie-Eink?ufe: Auch die Eink?ufe von Software und Technologie lagen im ersten Quartal unter den Erwartungen. Umfragedaten von Enterprise Technology Research zeigen, dass einige K?ufer im ersten Quartal angesichts der makro?konomischen Bedingungen eine abwartende Haltung eingenommen haben.

Der vollst?ndigen Q1 2022 Index of Global Trade Health ist in englischer Sprache downloadbar auf der Tradeshift Website: https://tradeshift.com/global-trade-report/

Quellennachweis:
1.https://tradeshift.com/global-trade-report/
2.https://www.nasdaq.com/articles/ukraine-conflict-adds-to-european-supply-chain-snags
3.https://www.just-auto.com/special-focus/ukraine-crisis/ukraine-harness-shortage-hits-vw-report/
4.https://www.reuters.com/markets/europe/ukraine-conflict-adds-european-supply-chain-snags-2022-03-09/
5.https://www.opportimes.com/reshoring-and-nearshoring-will-relocate-up-to-26-of-world-production/
6.https://www.blackrock.com/corporate/investor-relations/larry-fink-ceo-letter
7.https://siliconangle.com/2022/04/01/new-data-c-suite-taps-brakes-tech-spending/

?ber den Tradeshift Index of Global Trade Health
Viele der weltweit gr??ten Eink?ufer und ihre Lieferanten nutzen die Handelstechnologie-Plattform von Tradeshift, um digitalisierte Einkaufs- und Rechnungsdaten auszutauschen. Der Index analysiert anonymisierte Transaktionsdaten, die ?ber die Plattform flie?en. Als Transaktionsvolumen bzw. Lieferkettenaktivit?ten definiert Tradeshift alle Handelsaktivit?ten und Forderungen aus Lieferantenzahlungen. Der Index gibt einen zeitnahen ?berblick dar?ber, wie sich externe Ereignisse auf den Business-to-Business-Handel auswirken.

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