Fachartikel GEZE: Lebenswerte Gebäude der Zukunft schaffen – mit vorausschauender Planung, Flexibilität und Nutzerorientierung

Leonberg, 17. August 2022 – Klimaschutz, stark steigende Energiepreise und der aktuelle Zeitgeist verlangen, dass wir bei der Planung und Errichtung von Geb?uden umdenken. Speziell auch Energiefresser wie raumklimatische Anlagen k?nnen teilweise durch alternative Systeme kompensiert werden. Wie lebenswerte Geb?ude der Zukunft aussehen und Nutzer und Auftraggeber von neuen Systemen ?berzeugt werden k?nnen, erkl?ren S?ren Eilers, Objektberater bei GEZE, und Marco Sperling, Diplom-Ingenieur Architektur bei PPP Architekten aus L?beck.

Was ist eigentlich ein „lebenswertes Geb?ude“? Fr?her waren H?user einfache Geb?ude, in denen Menschen vor allem geschlafen und gegessen haben. Heute muss ein Geb?ude mehr k?nnen: „Wir wollen uns darin wohlf?hlen, zur Ruhe kommen, ohne Barrieren fortbewegen und am besten nachhaltig leben. Es schafft nicht nur einen Raum, sondern muss zu den Nutzern und deren Bed?rfnissen passen – und zwar heute und in Zukunft. Erst dann sprechen wir von einem lebenswerten Geb?ude“, erl?utert S?ren Eilers.

Geb?ude werden in der Gegenwart f?r die Zukunft errichtet
Dabei haben sich die Anforderungen allein in den vergangenen 15 Jahren stark gewandelt: Die Denkweise der Menschen hat sich ver?ndert, zudem herrschen regionale Unterschiede, wenn es um die Frage geht, was ein zeitgem??es Geb?ude ausmacht. Werden mancherorts nur noch Passivh?user errichtet, so liegt der Fokus andernorts beispielsweise auf freien Lernkonzepten und offenen R?umen. F?r Planer und Architekten bedeutet das, dass sie weit vorausdenken m?ssen. „Geb?ude werden in der Gegenwart f?r die Zukunft gebaut, f?r die n?chsten 30 bis 50 Jahre Nutzungszeit“, erkl?rt Marco Sperling. „Wir m?ssen in unserer heutigen Planung also bereits die Nutzungsm?glichkeiten f?r in ein paar Jahrzehnten bedenken. Dabei ist jedoch fast immer das Budget der limitierende Faktor.“

Damit nicht genug. Neben den vom Auftraggeber gesteckten Rahmenbedingungen gibt es diverse gesetzliche Anforderungen, Normen und Verordnungen, die einzuhalten sind. Dabei sind sich die unterschiedlichen Regelwerke l?ngst nicht immer einig. „Es gibt in Deutschland fast nichts, das nicht geregelt ist. Die Rahmenbedingungen der Auftraggeber sind oft verhandelbar, bei gesetzlichen Vorgaben ist das weitaus schwieriger“, wei? Sperling aus Erfahrung. Damit am Ende alle W?nsche, Bed?rfnisse, Anforderungen und Vorschriften unter einen Hut gebracht werden k?nnen, ist eine intensive Abstimmung mit allen Beteiligten unerl?sslich: „Der Abstimmungsbedarf w?chst st?ndig und ist sogar in Zertifizierungsprozessen verankert. Das ist auch durchaus sinnvoll, damit es am Ende ein gutes Geb?ude wird. Es gilt in jedem Fall: Je besser die Abstimmung von Beginn an, desto besser das Ergebnis!“ So werden im Idealfall alle fachbeteiligten Planer f?r Haustechnik, Statik, Tragwerk etc., die Verarbeiter, aber auch Nutzer und Auftraggeber sowie deren Interessensvertreter eingebunden.

Welches Regelwerk zugrunde gelegt wird, ist Abstimmungssache mit dem Auftraggeber
Viele Planer und Architekten merken in ihrer t?glichen Arbeit, dass die Regelwerke mittlerweile so gro? sind, dass keine klaren Vorgaben mehr existieren. „Durch die Vielzahl der Normierungen wissen wir oft gar nicht mehr, was wir eigentlich tun sollen“, so Sperling. „Die Vorgaben aus den Regeln der Technik, beispielsweise hinsichtlich der Bel?ftung von Geb?uden, sind enorm. Die Vorgaben aus den Technischen Regeln f?r Arbeitsst?tten 3.6 sagt zum Beispiel etwas ?ber Raumluftqualit?t. Genauso die DIN EN 16798 oder VDI 6040. Alle geben jedoch unterschiedliche Zahlen und Messgr??en zum selben Thema vor. Bei der Planung m?ssen wir also mit unseren Auftraggebern abstimmen, welches Regelwerk f?r das jeweilige Projekt zugrunde gelegt wird.“

Denn eines sei klar, so Sperling: „Es gibt nicht die eine Patentl?sung f?r alle Anwendungen. Architektur ist immer Prototyping! Jedes Geb?ude wird f?r den einen Ort und Zweck geplant und gebaut. Jedes hat eine andere Anforderung, die jeweils definiert, was geplant und umgesetzt wird. Zwar gehen wir immer davon aus, dass ein Geb?ude seine Nutzungsart beh?lt. Muss es aber nicht!“ Ganz aktuell zeige die Pandemie oder auch die durch den Krieg in der Ukraine ausgel?ste Debatte um die Nutzung von Gas, dass Zukunft immer Ver?nderungen mit sich bringe. „Gute, lebenswerte Geb?ude m?ssen das kompensieren und sich anpassen k?nnen.“

Lebenswerte Geb?ude brauchen Einflussm?glichkeiten der Nutzer
Bei aller Regelkonformit?t sollten Planer jedoch auch immer den Faktor Mensch im Blick behalten. Denn Feldstudien haben gezeigt, dass das Wohlempfinden von Nutzern in Geb?uden nicht unbedingt von messbaren Gr??en wie der passenden Luftfeuchtigkeit und Temperatur abh?ngt. Vielmehr sind es subjektive und scheinbar untergeordnete Dinge wie das Gef?hl der Nutzer in einem Raum, die den Unterschied machen. „Ein Versuch wurde beispielsweise mit einem Regelungssystem einer mechanischen L?ftungsanlage gemacht“, berichtet Marco Sperling. „Der fragliche Raum war klimatisiert und auf Idealtemperatur eingestellt, alles wurde zentral gesteuert. Doch die Nutzer f?hlten sich unwohl. Erst als das Geb?ude umger?stet und Regler und Thermostate eingebaut wurden, die die Menschen selbst einstellen konnten, stieg das Wohlempfinden – einfach nur, weil sie eine Einflussm?glichkeit hatten.“ Aus seiner Sicht ist es daher ratsam, f?r lebenswerte Geb?ude die Einflussm?glichkeiten der Nutzer hochzuhalten, die Technisierung dagegen so hoch wie n?tig, aber so gering wie m?glich.

„Auf diese Weise entstehen ganz automatisch hybride Systeme, zum Beispiel hybride L?ftungssysteme“, so S?ren Eilers. Deren St?rke sei unter anderem ihr Sparpotenzial hinsichtlich Energieverbrauch und -kosten. Denn, so erg?nzt Marco Sperling, das gr??te Einsparpotenzial b?ten hybride Systeme, die es erm?glichten, eine Maschine abzuschalten und beispielsweise die Frischluftzufuhr manuell zu regeln. „Vieles l?sst sich jedoch gar nicht im Vorfeld festlegen, sondern h?ngt vom Nutzerverhalten ab. Wollen Bauherren F?rderprogramme nutzen, liegt der Fokus aber immer auf dem Thema Energieeffizienz.“

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Was ist ein hybrides System?
Vereinfacht gesagt ist ein hybrides System eine Mischung aus automatisierten und manuellen Komponenten. Wobei die meisten Komponenten eines hybriden Systems ohnehin in einem Geb?ude verbaut sind und so kein zus?tzlicher Aufwand entsteht. Ein hybrides L?ftungssystem beispielsweise kann aus Fenstern bestehen, die das Geb?ude sowieso enth?lt. Hinzu kommt eine mechanische Abluftanlage. Die Zuluft kommt ?ber das manuell ge?ffnete Fenster. „Es gibt ganz unterschiedliche M?glichkeiten der Infiltration der Luft in den Raum“, so Marco Sperling. „In jedem Fall braucht es eine Kommunikation der Systeme miteinander.“

Hybride Systeme: Einfach und sinnvoll, aber oft noch unbekannt
In jedem Falle lohnt es sich, so der Experte, schon bei der Planung intensiv ?ber verschiedene Vor- und Nachteile eines hybriden Systems zu diskutieren. „Oft ist ?berzeugungsarbeit n?tig. Wir machen daher zum Beispiel im Vorfeld einer Planung Ausfl?ge mit Nutzern und Auftraggebern, machen Workshops vor Ort, zeigen ihnen verschiedene Geb?ude – alles, damit sie verstehen, wie wir uns Geb?ude vorstellen. So k?nnen wir zeigen, was R?ume, L?ftungskonzepte etc. k?nnen und wie die Umsetzung unserer Planungen aussehen kann. Das funktioniert gut: Die Akzeptanz steigt enorm, wenn man erkennt, wie gute Architektur, ?sthetik, Nutzbarkeit, Qualit?ten in Oberfl?chen, die Raumluftqualit?t und die Umnutzbarkeit des Geb?udes zusammenspielen.“

Und diese Akzeptanz seitens Nutzern und Bauherren braucht es, um heute entstehende Geb?ude lebenswert und zukunftsf?hig zu machen. „Geb?ude m?ssen flexibel reagieren k?nnen auf Gegebenheiten wie die Energieversorgung, klimatische Ver?nderungen und leider auch auf Ereignisse wie Kriege und Pandemien“, so die Experten. Ihr Fazit: „Wir m?ssen also schon heute die Ziele gemeinsam mit allen Beteiligten definieren und so Geb?ude schaffen, die auch in 50 Jahren noch funktionieren.“

Weitere Informationen:
https://www.geze.de/de/entdecken/themen/smart-building

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