Die Entwicklung des Emslandes: „Land mit Aussicht“

Das Emsland gilt fl?chenbezogen als der gr??te Landkreis Niedersachsens und erstreckt sich von der nordrhein-westf?lischen Landesgrenze bis zur Grenze Ostfrieslands bei Papenburg. Heute wirtschaftlich erfolgreich trotz der Vergangenheit in Armut – von Thomas Friese, Immobilienexperte aus Berlin und Oldenburg.

Fr?her Armenhaus Deutschland, heute Land mit Aussicht – eine faszinierende Entwicklungsgeschichte eng mit dem Mut, Wagnis und Visionen Reichtum der Bev?lkerung gekn?pft. Am 1. August 1977 wurde der Landkreis Emsland aus den alten Landkreisen Aschendorf-H?mmling, Meppen und Lingen gebildet und ist besonders f?r die vielf?ltigen Landschaftstypen, Rad- und Wasserwanderm?glichkeiten zu einer attraktiven Ferienregion geworden. Im Jahr werden bis zu 1,5 Millionen ?bernachtungen in der einladenden Ferienregion gebucht, was der Region auch ?ber ihre Grenzen hinaus einen ansehnlichen Bekanntheitsgrad verschafft hat.

Im Jahr 1930 war das heutige Emsland, fernab aller Metropolen, allerdings noch keine einladende Ferienregion. Es bestand haupts?chlich aus ausgedehnten Moorfl?chen und ertragsarmen B?den. Generell war der heutige Landkreis damals d?nn besiedelt. Auch die Randlage im Nordwesten Deutschlands hat dazu beigetragen, dass die Region eher als „Durchgangsraum“ f?r die Infrastruktur Deutschlands betrachtet wurde. So fuhren Eisenbahnen durch das Gebiet und der Kanal wurde nur zur Durchfahrt benutzt. Das damalige Emsland war nie im Blickpunkt der Politik und hatte zu der genannten Zeit mit erheblicher Armut zu k?mpfen.

Warum war das Emsland lange bekannt als Deutschlands Armenhaus?

Das Emsland war nicht nur d?nn besiedelt in den Jahren vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, es gab ebenso wenig Industrie, Stra?en oder Kanalisation. Mensch und Tier teilen sich oft einen Wohnraum und zum Kochen wurde Torf direkt auf dem Boden des Innenraumes ohne Rauchabzug verbrannt. Diese ?rmlichen Verh?ltnisse waren im Emsland damals Normalit?t und bewegten viele Einwohner zur Migration in andere Landkreise, Regionen oder sie wanderten aus.

Dieser westliche Teil Niedersachsens galt als die unterentwickelte Gegend Deutschlands und damit als das „Armenhaus der Republik“. Nach dem zweiten Weltkrieg zogen etwa 53.000 Vertriebene, Gefl?chtete und Evakuierte das unterentwickelte Emsland den zerbombten St?dten Deutschlands vor und migrierten in die Region, in der es zu dem Zeitpunkt weder Arbeit noch Wohnraum oder Verpflegung gab. Besonders junge und t?chtige, verlie?en das Emsland allerdings nach kurzer Zeit wieder, da es nach wie vor an Arbeits- und Verdienstm?glichkeiten mangelte. Ausma?e von etwa 1.000 „fl?chtenden“ Einwohnern pro Jahr wurden allm?hlich ?berschritten und ein komplettes „Ausbluten“ des Landkreises war durchaus denkbar. Durch die d?nne Besiedlung lag die Bef?rchtung nahe, dass die Niederlande erneut einen Antrag auf eine Verlegung der Staatsgrenze stellen w?rden, was schlussendlich in Staatsgebiets Verlust resultiert h?tte. Aber der Mut und die Tatkraft der Bev?lkerung sollten nicht untersch?tzt werden, denn heute z?hlt das Emsland zum „Land der Macher“ und ist weit ?ber alle Grenzen bekannt.

Wie wurde das Emsland zu einem florierenden Wirtschaftslandkreis?

Der am 5. Mai 1950 vom Deutschen Bundestag verabschiedete „Emslandplan“ sollte zur Besserung verhelfen. Ein tiefgreifender Wandel vor allem in Bezug auf Infrastruktur, den Bau von Schulen und die F?rderung von Landwirtschaft wurde hiermit eingeleitet. Die Zielsetzung dieses „Emslandplans“ war klar definiert (Erschlie?ung und Nutzbarmachung der ?dl?ndereien des Emslandes).

Emsland – Die Erde war w?st und leer

Ein Auszug der Zielsetzung legte den Fokus bis 1965 auf die Besiedlung und bis 1985 auf die Umstrukturierung landwirtschaftlicher Betriebe. Man schaffte es, die Bev?lkerungsdichte bis ins Jahr 1965 um knapp 20 Prozent zu heben und auch die meisten landwirtschaftlichen Betriebe im Emsland hatten im Zieljahr 1985 eine Gr??e von zwischen 10 – 50 Hektar. Dies ist unter anderem den Ottomeyer-Tiefpfl?gen zu verdanken, die ab den 1950er bis in die 1970er Jahre den Torfboden in begehrtes Ackerland verwandelten. Ab den sp?ten 1970er Jahren pr?gten die modernen Industrie- und Gewerbebetriebe die emsl?ndische Wirtschaft. Somit lag nun weniger die Land- und Forstwirtschaft im Fokus, sondern die produzierenden Gewerbe erlebten einen steilen Aufstieg.

Im Laufe der Jahre wuchs die Anzahl der Industriebesch?ftigten und ein breit gef?cherter Branchenmix entstand im Emsland. Mittelst?ndische Industrieunternehmen der Holz- und Kunststoffverarbeitung, Maschinen-, Fahrzeug- und Schiffbaubranche wuchsen mit der Zeit zu erfolgreichen und gro?en Unternehmen. Als Erfolgsfaktoren f?r den wirtschaftlichen Aufschwung werden die flexiblen und schnellen Verbindungen zu den gro?en europ?ischen Wirtschaftszonen genannt. Auch die Papenburger Meyer-Werft spielt eine gro?e Rolle in der industriellen Entwicklung des Emslandes. In den sp?ten 1990er Jahren lief unter der Leitung von Werftchef Bernard Meyer das erste Kreuzfahrtschiff vom Stapel und die Papenburger Meyer-Werft spezialisierte sich auf den Bau moderner Luxusliner und kann bis heute ?ber 50 Kreuzfahrtschiffe verzeichnen. Ein weiteres Paradebeispiel ist das Mercedes-Benz-Pr?fgel?nde, das 1998 offiziell er?ffnet wurde. Mit einer Fl?che von 870 Hektar f?hrt die Teststrecke die Liste der gr??ten Pr?fstrecken Europas an und wurde zur Attraktion. Der Seehafen in Papenburg sowie mehrere leistungsf?hige Binnenh?fen sorgten f?r eine einwandfreie M?glichkeit zur Rohstoffanlieferung und auch Autobahnen und die Eisenbahnstrecke von Norddeich nach M?nster erleichterten den Aufschwung indirekt.

Bei all dem Erfolg liegt der wesentliche Faktor im Menschenschlag des Emslandes. Zahlreiche Studien zur Entwicklung im l?ndlichen Raum belegen, dass der Menschen ausschlaggebend ist. Besonders im Emsland sind die Menschen gewohnt, selbst zu machen und die Dinge in die Hand zu nehmen.

Was zeichnet die Emsl?ndische Mentalit?t aus?

Die Mentalit?t der B?rger des Emslandes ist bekannt. Neben dem Vertrauen in die eigenen St?rken zeichnet sie enormer Flei? und Bescheidenheit aus. Au?erdem wird Teamf?higkeit gro?geschrieben und man wird sich nicht auf ?u?ere Hilfe verlassen. Der Emsl?nder an sich war lange auf sich selbst gestellt. Die harten Zeiten pr?gen bis heute den unersch?tterlichen Glauben an die eigenen F?higkeiten. Zu diesem Glauben z?hlt, dass die Emsl?nder einfach die Autobahn aus eigenen und kommunalen Mitteln finanziert und realisiert haben, um auf jeden Fall wirtschaftlich den Anschluss zu haben. Das regionale Selbstbewusstsein ist bei den Bewohnern des Emslandes sehr ausgepr?gt, was in einer Bereitschaft zu b?rgerschaftlichem Engagement resultiert.

Au?erdem wird die Unterst?tzung der Regionalpolitik und regionalen F?hrungspers?nlichkeiten als selbstverst?ndlich erachtet. Zum Schlag des Emsl?nders z?hlt auch, dass den F?rdermitteln alle Ehre gemacht wurden. 30 Jahre nach dem Auslaufen des Emslandsplans ist aus der R?ckst?ndigkeit eine gute demografische und wirtschaftliche Region entstanden. Der Erfolg wird getragen von leistungsf?higen klein- und mittelst?ndischen Unternehmen, politisch Verantwortlichen, Verb?nden, Vereinen, Kirchen und der gro?en Bereitschaft der Menschen, mit Mut, Tatkraft und Visionen f?r Erhalt und Wachstum einzustehen.
Als geb?rtiger Berliner und seit Jahren in Oldenburg zu Hause bin ich fasziniert von dieser Entwicklungsgeschichte. Aber auch zur emsl?ndischen Mentalit?t geh?rt, dass sie ihrer Heimat verbunden bleiben und nicht vergessen. Emsl?nder, die in Berlin eine Heimat gefunden haben, nennen sich Emsland-Berliner, treffen sich zum monatlichen Stammtisch im „Emslandkeller“ der Katholischen Akademie Berlin e.V. im Tagungszentrum Hotel Aquino mit ehemaligen Emsl?ndern zum Austausch und um in Verbindung zu bleiben.

V.i.S.d.P.:

Thomas Friese
Projektentwickler & Immobilienexperte

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