Wenn man sich die Bebauungsentwicklung innerhalb Deutschlands im Verlauf der letzten Jahrzehnte anschaut, sind versiegelte Fl?chen aus Stein, Beton und Stahl auf dem Vormarsch. Vor allem in den St?dten sieht man viel grau und immer weniger gr?n. Laut Umweltbundesamt sind etwa 45 % der Fl?che, die f?r Verkehr und Siedlung vorgesehen sind, derzeit komplett versiegelt, das hei?t sie sind bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt.
Dass wir zu viel Fl?che f?r Stra?en und Geb?ude verbrauchen und so erheblich zur St?rung des Klimas beitragen, ist nicht nur Tiersch?tzern und Umweltaktivisten ein Dorn im Auge. Auch Menschen, die sich nicht f?r Umwelt und Tierschutz engagieren, sp?ren die Nachteile, die mit der Versiegelung von Fl?chen einhergeht: Rekord Hitzewellen im Sommer, h?here Staubbelastung in den Innenst?dten durch immer mehr Fahrzeuge und ?berschwemmungsgefahr bei erh?hten Niederschl?gen.
Entsiegeln lautet die Devise. Aber wo, wenn der Platz begrenzt ist?
Entsiegeln am besten schon heute
Selbst wenn man der Erhaltung der Artenvielfalt keine besondere Bedeutung beimisst, sollte die Entsiegelung unseres Lebensraumes im eigenen Interesse liegen. Sind Fl?chen zu stark bebaut, wird die Ableitung von Regenwasser schwierig. Die Kanalisation allein ist hier schnell ?berlastet, wenn sich innerhalb kurzer Zeit viel Wasser auf den Stra?en sammelt. Eigentlich w?rde ?bersch?ssiges Wasser vom Boden aufgenommen und ins Grundwasser weitergeleitet werden. Da dies nur begrenzt m?glich ist, verbleibt das Wasser auf Stra?en, Wegen und kleineren B?chen, staut sich an, flie?t in angrenzende Geb?ude und verursacht je nach St?rke irreparable Sch?den.
Da B?den kein Wasser aufnehmen k?nnen, tragen sie auch nicht zur Luftk?hlung durch Verdunstung bei. Bereits bestehende Temperaturen werden nicht gesenkt und die Luft heizt sich immer weiter auf. Das wiederum f?hrt zu D?rre und zum Absterben des noch vorhandenen Pflanzenbestandes. Ist der Boden dauerhaft von Luft und Wasser abgeschlossen, geht die vorhandene Bodenfauna zugrunde und die Neubildung von fruchtbarem Boden wird verhindert.
Daran schlie?t sich ein gest?rter Gasaustausch in den bodennahen Luftschichten an, der zu weiteren Problemen f?hrt. Diese Entwicklung wurde bisher eher ausgeblendet, weil die Auswirkungen nicht sofort, sondern erst nach Jahren sp?rbar waren. Dass der Klimawandel in einer rasanten Geschwindigkeit voranschreitet und wir die Folgen mittlerweile auch selbst erleben, sollte die Notwendigkeit f?r schnelle und effiziente Ma?nahmen vor Augen f?hren.
Weiter gr?ner bauen
Die gute Nachricht ist, dass wir trotz zunehmender Bebauung gleichzeitig f?r mehr Begr?nung sorgen k?nnen, indem wir unseren Blick vom Boden weg in luftigere H?hen wenden. Glaubt man dem NABU, k?nnte mit der Begr?nung aller D?cher rund ein Drittel der versiegelten Fl?che wieder der Natur zur?ckgegeben werden.
Mit allen D?chern ist nicht nur die Fl?che auf Wohnh?usern oder Industriehallen gemeint. Darunter fallen auch kleinere Bauten, wie Carports, Haltestellen, Raucherunterst?nde, M?lltonnengaragen, Fahrradunterst?nde oder Gartenh?tten. Ein Warteh?uschen an einer Bushaltestelle liefert beispielsweise gleich doppelte Vorteile, wenn man sich w?hrend der Planung oder auch nachtr?glich f?r eine Begr?nung entscheidet.
Nicht nur, dass Fahrg?ste, Mitarbeiter, Raucher oder Wartende, unter einem Unterstand oder eine Bushaltestelle Schutz vor Regen, Schnee und intensiver Sonneneinstrahlung suchen k?nnen, das begr?nte Dach sorgt gleichzeitig f?r eine verbesserte W?rme- bzw. K?lted?mmung. Dar?ber hinaus bieten fl?chendeckende Pflanzen Tieren einen unantastbaren Lebensraum, Nahrung und Schutz.
Dachbegr?nung – Kosten versus Nutzen
Man k?nnte meinen, dass eine begr?nte Bushaltestelle mit ihren 4 bis 6 Quadratmetern Dachfl?che noch keinen k?hleren Sommer macht und die Kosten f?r die Begr?nung ein zu hoher Preis sind, den weder Bund, L?nder noch Privatleute bereit sind zu bezahlen.
Je nach Hersteller, Bepflanzungsart und ausf?hrendem Handwerker belaufen sich die Gesamtkosten f?r ein Gr?ndach auf bis zu 100 EUR pro Quadratmeter. Bei einer extensiven Bepflanzung mit h?heren Pflanzen, Gr?sern, Stauden, B?schen oder gar B?umen kann sich dieser Preis nahezu verdoppeln, da hier der nachtr?gliche Pflegeaufwand sehr viel h?her ist. Das ist viel Geld f?r eine edelm?tige Absicht, die sich auf das Wohlbefinden aller auswirkt, aber ausschlie?lich vom Auftraggeber bezahlt wird. Egal ob dies die ?ffentliche Hand oder ein Privatmensch ist.
Jeder Kostenrechnung sollte eine Nutzenanalyse gegen?bergestellt werden, um ein umfassendes Bild zu erhalten und im Zweifel eine Entscheidung zu treffen, bei der die Kosten zugunsten anderer Vorteile in den Hintergrund treten. Zum einen bieten begr?nte D?cher einen erh?hten Schallschutz. Das ist nicht nur f?r Wohnh?user interessant, sondern auch f?r vielbefahrene Stra?en und Wohngebiete. Wir leben in turbulenten Zeiten und viele Menschen, gerade in stark besiedelten Gebieten, w?nschen sich mehr Ruhe und weniger L?rm. Eine Dachbegr?nung kann, wenn sie kein Einzelfall bleibt, zum Schallschutz beitragen. Erh?hter Schallschutz bedeutet auch gleichzeitig eine bessere W?rmed?mmung, was zu einer ganzj?hrigen Reduzierung von Heiz- und Klimatisierungskosten f?hrt.
Wer (s)ein Dach begr?nt, schont das Dach an sich, denn die Au?enfl?che kommt nicht direkt mit Sonne, Regen, Schnee, Eis, Feinstaub, Vogelkot oder ?hnlichen abrasiven Stoffen in Kontakt. Ergo h?lt die Abdichtung wesentlich l?nger. Im Schnitt liegt die Lebensdauer eines normal geziegelten oder betonierten Daches bei regelm??iger Pflege und Wartung 15 bis 30 Jahre. Ist das Dach dagegen begr?nt, erh?ht sich dieser Zeitraum auf bis zu 60 Jahre. Eine sehr verlockende Aussicht bei den noch immer sehr hohen Rohstoff- und Materialpreisen.
Ein weiterer positiver Effekt ist die Senkung der Abwassergeb?hren, denn ein Gr?ndach saugt Regenwasser auf wie ein Schwamm und gibt erst dann den ?berschuss ab, wenn die Aufnahmekapazit?t ersch?pft ist. Je nach Bepflanzung k?nnen das bis zu 80 Liter Wasser pro Quadratmeter sein, was wiederum zu einer Entlastung der Kanalisation f?hrt und das Risiko von ?berschwemmungen minimiert. Dar?ber hinaus binden Pflanzen auf einem Gr?ndach zuverl?ssig Schadstoffe aus dem Regenwasser und CO2 aus der Umgebungsluft. Ein Plus f?r unser aller Gesundheit, das schon heute mit schnell umsetzbaren Mitteln zu erreichen w?re.
Begr?nen wird gef?rdert
Neben all den Vorteilen f?r Natur und Umwelt ist der finanzielle Aspekt ein guter Grund, sich f?r eine Dachbegr?nung zu entscheiden. Wer sich umfassend informiert oder sich durch Fachleute beraten l?sst, kann den Eigenanteil an den Baukosten erheblich verringern, denn f?r die Begr?nung von Geb?uden und Au?enanlagen existieren viele unterschiedliche F?rderprogramme von Bund und L?ndern, die sich teilweise auch miteinander kombinieren lassen.
Diese finanzielle Unterst?tzung kann entweder aus nicht zur?ckzuzahlenden Zusch?ssen oder zinsg?nstigen Darlehen bestehen. Ob nun von der KfW auf Bundesebene, von Banken auf Landesebene oder als indirekte F?rderung durch die Reduzierung von Geb?hren und Abgaben durch St?dte und Kommunen. Am Ende ist das Gr?ndach keine kostenintensive Investition, sondern bringt nachweisbar so viel Kostenersparnis mit sich, dass man von einem finanziellen Gewinn sprechen kann.
Wandel f?ngt im Kleinen an
Viele Gr?nde sprechen daf?r, ab sofort f?r jedes Bauvorhaben, egal ob privat und gewerblich, eine Begr?nung der Dachfl?che einzuplanen. In einigen St?dten, wie beispielsweise in Dresden, wird f?r neue Bauvorhaben erst dann eine Genehmigung erteilt, wenn die Dachbegr?nung ein fest eingeplanter Bestandteil ist. Das mag f?r Bauherren ein ?rgernis sein, ist auf lange Sicht allerdings ein vern?nftiger Schritt, um klimaneutral zu bauen.
Allein die Begr?nung von kleineren Geb?uden und Unterst?nden w?rde innerhalb kurzer Zeit einen gro?en Unterschied machen. So gibt es in Deutschland derzeit etwa 200.000 Bushaltestellen Unterst?nde – Tendenz steigend. Diese zu begr?nen, ob nachtr?glich oder auch w?hrend der Bauphase, w?rde der Natur ?ber eine Millionen Quadratmeter Gr?nfl?che zur?ckgeben. Das w?re weit mehr als nur ein kleiner Anfang.
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