Autor: Reinhard F. Leiter, Executive Coach M?nchen (Abdruck honorarfrei)
Die effektive F?hrungskraft tut nicht nur etwas richtig, sondern auch das Richtige. Dieser pr?gnante Satz, der den Unterschied zwischen technischer Pr?zision und ethischer Verantwortung auf den Punkt bringt, ist heute relevanter denn je. In einer Welt, die von Komplexit?t, Unsicherheit und schnellem Wandel gepr?gt ist, reicht es in der F?hrungsetage nicht mehr aus, Aufgaben lediglich korrekt auszuf?hren und zu delegieren. Es bedarf vielmehr einer F?hrung, die sich ihrer ethischen Dimension bewusst ist und Entscheidungen trifft, die zwar effektiv aber vor allem auch werteorientiert sind.
Der kleine, auf den ersten Blick irrt?mliche Unterschied zwischen „etwas richtig tun“ und „das Richtige tun“ ist jedoch fundamental. Er markiert die Grenze zwischen Effizienz und Effektivit?t, zwischen blinder Pflichterf?llung und verantwortlichem Handeln. W?hrend sich Effizienz auf die Optimierung von Prozessen und Ressourcen konzentriert, ist das Ziel der Effektivit?t die Erreichung sinnvoller und nachhaltiger Ergebnisse.
Effektivit?t vs. Effizienz
Man sagt „Gleich und Gleich gesellt sich gern“, doch dies k?nnte im Falle der beiden Begriffe Effektivit?t und Effizienz nicht falscher sein. Im allgemeinen Sprachgebrauch oft synonym verwendet, sind ihre Bedeutungen v?llig unterschiedlich. In der einen Ecke steht die Effektivit?t, die ihr Ziel ohne R?cksicht auf Verluste erreichen will, quasi das Richtige tun, unabh?ngig vom Aufwand. In der anderen Ecke steht die Effizienz, die ihr Ziel mit minimalem Aufwand erreichen will und das Richtige tun m?chte, auf dem richtigen Weg. Anders ausgedr?ckt: Ein Bergsteiger, der den Gipfel erreicht, ist effektiv. Wer den Gipfel auf dem k?rzesten und einfachsten Weg erreicht, ist effizient. Doch was n?tzt die effizienteste Route, wenn sie am Ende nicht zum Gipfel f?hrt?
Der eigene Kompass sein
Das Richtige zu tun bedeutet, Entscheidungen im Einklang mit den eigenen Werten, ?berzeugungen und Zielen zu treffen, die langfristigen Konsequenzen des Handelns zu ber?cksichtigen und die Interessen aller Beteiligten abzuw?gen. Das ist leichter gesagt als getan, aber warum ist Effektivit?t heute so entscheidend?
Die heutige Gesch?ftswelt ist von Komplexit?t und Unsicherheit gepr?gt. F?hrungskr?fte m?ssen in der Lage sein, schnell und flexibel auf Ver?nderungen zu reagieren und Entscheidungen unter unklaren Bedingungen zu treffen. Zudem hat die Globalisierung zu einem intensiven Wettbewerb gef?hrt. Unternehmen m?ssen sich st?ndig verbessern, um wettbewerbsf?hig zu bleiben und der rasante technologische Wandel erfordert von F?hrungskr?ften, dass sie sich st?ndig weiterbilden und neue Technologien in ihre Arbeit integrieren. Hinzu kommt ein Wertewandel in der Gesellschaft. Themen wie Nachhaltigkeit, Diversit?t und soziale Verantwortung gewinnen immer mehr an Bedeutung und, in einer zunehmend transparenten Welt, werden F?hrungskr?fte f?r ihr Handeln st?rker zur Verantwortung gezogen. Vertrauen ist zu einer entscheidenden W?hrung geworden.
Consequentia est: Der Allrounder
F?r die F?hrungspraxis bedeutet dies, dass F?hrungskr?fte nicht nur ?ber fachliche Kompetenz verf?gen m?ssen, sondern auch ?ber ethische Reflexionsf?higkeit, Empathie und die F?higkeit, Vertrauen aufzubauen. Sie m?ssen in der Lage sein, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die von Werten, Integrit?t und Verantwortungsbewusstsein gepr?gt ist. Es braucht F?hrungskr?fte, die nicht nur wissen, wie man Dinge richtig macht, sondern auch, was das Richtige ist.
Meeting-H?lle und die Illusion des „Mehr“
Wir messen heute Flei? in Stunden, nicht in Ergebnissen. Aber ist das effektiv? Nein! Ganz im Gegenteil, es verursacht eine kollektive L?hmung. Kaum zu fassen, aber wahr. Ein ganzer Arbeitstag pro Woche wird in endlosen Meetings, ineffizienten Prozessen und sich im Kreis drehenden E-Mail-Abstimmungen verschwendet. Es ist schlichtweg eine ?berforderung, ?ber das normale Ma? hinaus zu kooperieren und in einer Flut von Kommunikation zu ertrinken, w?hrend die eigentliche Arbeit auf der Strecke bleibt.
Der fatale Fehler besteht darin, Aktivit?t mit Produktivit?t und Flei? mit Effektivit?t zu verwechseln. Mehr Arbeit ist nicht gleichbedeutend mit mehr Erfolg. Die Ineffizienz muss weichen und Platz machen f?r das Wesentliche, n?mlich die richtigen Dinge gezielt und effizient anzugehen. Und hier kommt die F?hrung ins Spiel. Ohne sie bedeutet es den Verlust der Wettbewerbsf?higkeit, die Demotivation der Mitarbeiter und die pure Verschwendung von Ressourcen. Die F?hrungskr?fte m?ssen sich von der Illusion des „Mehr“ verabschieden, Priorit?ten setzen, Prozesse optimieren und eine Kultur der Effektivit?t etablieren.
Kernkompetenz: Effektivit?t
Effektivit?t ist die Kernkompetenz unserer Zeit. Sie ist der Kompass, der uns in st?rmischen Zeiten den Weg weist. F?hrung ist dabei die Kunst, Purpose, Werte, Talente und Know-how in konkrete Ergebnisse umzusetzen. Nur so k?nnen die individuellen St?rken der Mitarbeiter in Leistung umgesetzt werden. Die Wahrheit liegt dabei nicht in der Anzahl der Arbeitsstunden, sondern in der Qualit?t der Ergebnisse. Und nur so sichern wir unsere Wettbewerbsf?higkeit und gestalten eine Zukunft, in der Arbeit nicht zur Last, sondern zur Quelle von Sinn und Erf?llung wird.
Die Essenz der F?hrung
Bereits in den 1960er Jahren erkannte Peter Drucker die Notwendigkeit effektiver F?hrung. In seinem Werk „The Effective Executive“ definierte er sechs Kompetenzen, die jede F?hrungskraft beherrschen muss. Demnach soll Wirkung durch Ergebnisse und nicht nur durch Arbeit erzielt werden. Werden klare, messbare Ziele gesetzt, die regelm??ig ?berpr?ft werden, wird das kostbare Gut Zeit optimal genutzt. Immens wichtig ist hier auch eine klare und verbindliche Kommunikation. Effektivit?t ist die Essenz f?r nachhaltigen Erfolg. Sie erm?glicht es, individuelle St?rken zu f?rdern und die Ziele der Organisation im Blick zu behalten. Doch Effektivit?t ohne Effizienz ist wie ein Schiff ohne Ruder. Nur wer beide Prinzipien beherrscht, kann erfolgreich durch die st?rmische See der Wirtschaft navigieren.
Das Rad dreht sich weiter
Die Prinzipien von Peter Drucker sind nat?rlich nicht in Stein gemei?elt, aber sie bilden ein Fundament, das sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat. Der Kern ist geblieben, aber er hat sich dem digitalen Zeitalter und seiner Realit?t angepasst.
Die digitale Revolution hat die Entscheidungsprozesse in eine komplexe Rechenaufgabe verwandelt. Es dominieren Big Data und Algorithmen. F?hrungskr?fte m?ssen nicht nur Entscheidungen treffen, sondern auch Daten interpretieren und in strategische Bahnen lenken. Die Maschine als Berater, der Mensch als Stratege. Und als solcher muss der Mensch traditionelle Managementmethoden hinter sich lassen und auf Agilit?t und Anpassungsf?higkeit als ?berlebensstrategie setzen. Denn Unternehmen, insbesondere in der Technologiebranche, setzen auf agile Methoden, die es den F?hrungskr?ften erm?glichen, schnell auf Marktver?nderungen zu reagieren. Dies erfordert nicht nur Effizienz, sondern auch eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung und des Lernens. Dabei ist die Eigenverantwortung des Einzelnen gefragt und es muss jedem klar sein, dass die Zeit der Einzelk?mpfer vorbei ist und F?hrung zur Teamleistung wird bzw. die F?hrungskraft zum Moderator und Facilitator. Motivation, Vielfalt und Inklusion sind die neuen Gebote. Moderne F?hrungskr?fte sind Coaches, die das Potenzial ihrer Teams entfesseln.
Wenn Achtsamkeit zur Pflicht verkommt
Wenn wundert es da, dass die Belastungen f?r F?hrungskr?fte exponentiell zugenommen haben. Achtsamkeit und mentale Gesundheit sind zur Pflicht geworden. Resilienz-Training und emotionale Intelligenz sind die Werkzeuge, um die St?rme und Flauten der Wirtschaft zu ?berstehen. Aber auch diese Konzepte der Nachhaltigkeit und der ethischen Unternehmensf?hrung haben nun einmal eine neue Dimension erreicht. In der heutigen Gesch?ftswelt ist eine „effektive F?hrungskraft“ nicht nur jemand, der profitable Entscheidungen trifft, sondern auch jemand, der Verantwortung f?r die Umwelt, die Gesellschaft und die langfristige Entwicklung des Unternehmens ?bernimmt. Nachhaltigkeit und CSR sind die neuen Pr?fsteine. W?hrenddessen ist Wissen in der Wissensgesellschaft zur wichtigsten Ressource geworden. F?hrungskr?fte m?ssen Wissen managen und f?rdern, Kreativit?t und Innovation in ihre Teams integrieren. „Lernen in Echtzeit“ und agile Wissensprozesse sind die neuen Gebote.
Die neuen Gebote f?r den beruflichen Erfolg
Technologische Entwicklungen, Globalisierung und ver?nderte gesellschaftliche Erwartungen sind die Eckpfeiler, durch die sich die Aufgaben von F?hrungskr?ften stark gewandelt haben. Der Fokus hat sich verlagert. Flexibilit?t, Agilit?t, Resilienz sind die neuen Tugenden. Soziales und ethisches Verhalten, Teamarbeit, emotionale Intelligenz, Nachhaltigkeit, Diversit?t und Inklusion sind die neuen Pr?fsteine. Lernen in Echtzeit ist die neue Wirklichkeit. Wissen ist bekanntlich Macht und die wichtigste Ressource, die von F?hrungskr?ften gemanagt und gef?rdert werden muss. Erfolge im Beruf sind in allen Organisationen letztlich vor allem das Ergebnis effektiver F?hrung.
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