Berlin, den 16.06.2023: Viele Grundversorger senken aktuell ihre Preise f?r Strom und Gas. Trotzdem liegen in den meisten Regionen die Tarife der Grundversorgung ?ber denen anderer Anbieter. Das Vergleichsportal Vergleich.de hat Patrick Zloczewski, Senior Sales Manager bei Wechselpilot, zu der aktuellen Entwicklung und den Zukunftsaussichten von Strom- und Gaspreisen befragt. Das Fazit des Interviews: Verbraucher haben wieder die Wahl, k?nnen freier agieren und als Neukunde beim Anbieterwechsel von g?nstigen Strom- und Gastarifen profitieren.
Vergleich.de: Herr Zloczewski, die Entwicklung der Strom- und Gaspreise war in den letzten zwei Jahren turbulent. Es gab riesige Preisspr?nge, insolvente Anbieter, Hilfspakete der Regierung und Verbraucher, die in die Grundversorgung mussten. Wie ist die aktuelle Marktsituation?
Patrick Zloczewski: Aktuell entspannt sich die Marktsituation etwas. Die Energiepreise sind in den vergangenen Monaten gesunken, wodurch Versorger f?r Neukunden Tarife unter der Preisbremse anbieten konnten und k?nnen. Dadurch haben Verbraucher wieder mehr Auswahl an g?nstigeren Strom- und Gasvertr?gen. Dennoch hallen die Nachwehen der Energiekrise auf dem gesamten Markt weiterhin nach. Als zum Beispiel die Strom- und Gaspreisbremse eingef?hrt wurde, kamen einige Versorger ihren Fristen nicht nach oder ?berraschten ihre Kunden mit unvorhergesehenen Abschlags?nderungen, die nicht zu ihrem Vorteil waren. Inzwischen hat sich aber hier vieles gekl?rt und entspannt.
Vergleich.de: Was bedeutet das f?r Strom- und Gaskunden? Lohnt sich die Suche nach einem g?nstigen Anbieter jetzt wieder mehr?
Patrick Zloczewski: Ja, wechseln lohnt sich jetzt wieder mehr. Insbesondere f?r Verbraucher, die noch beim Grundversorger ihre Energie beziehen. Denn dort liegen die Energiepreise in den meisten F?llen ?ber denen anderer Tarife am Markt. Wir raten deshalb, sich umzuschauen.
Vergleich.de: Die Grundversorger galten vor der Energiekrise als sehr teuer. Dann gab es einige Monate, in denen die Grundversorgungstarife an vielen Orten sogar g?nstiger waren als die Tarife anderer Anbieter. Aktuell sind einige Grundversorgungstarife teuer, andere haben Preissenkungen angek?ndigt. Wie l?sst sich dieses Hin und Her erkl?ren?
Patrick Zloczewski: Grundversorger beliefern im jeweiligen Liefergebiet die meisten Haushalte. Sie fangen zudem diejenigen Haushalte auf, bei denen zum Beispiel der Wechsel zum alternativen Versorger nicht funktioniert hat oder die sich nicht aktiv um ihren Energievertrag k?mmern. Entsprechend kaufen Grundversorger Jahre im Voraus weitaus mehr Energie ein als freie Versorger. Letztes Jahr konnten sie daher auf ihr Energiekontingent zur?ckgreifen und vergleichsweise g?nstigere Tarife anbieten, obwohl ?berall die Preise weiter stiegen. Doch dieses Kontingent war irgendwann ersch?pft und Grundversorger haben Energie zum aktuellen Kurs nachgekauft. Zudem mussten Grundversorger in Zeiten des starken Neukundengewinns auch in der teuren Marktphase Energie dazukaufen. Entsprechend stiegen dann wieder die Preise.
Vergleich.de: Welche Rolle spielen eigentlich die Gas- und Strompreisbremse, die seit Anfang 2023 den Preis f?r private Haushalte deckeln und bis April 2024 gelten sollen? Welche Wirkung haben sie?
Patrick Zloczewski: Die Gas- und Strompreisbremse sorgen daf?r, dass Haushalte, die derzeit ?ber 40 Cent pro Kilowattstunde f?r Strom bzw. 12 Cent pro Kilowattstunde f?r Gas zahlen, finanziell entlastet werden. Das ist haupts?chlich f?r diejenigen hilfreich, die ihren Energievertrag derzeit nicht k?ndigen k?nnen. Da Versorger vermehrt Tarife unterhalb der Preisbremse anbieten, sind Haushalte nicht zwingend auf die Bremse angewiesen, um finanziell entlastet zu werden. Sie k?nnen das wieder selbst in die Hand nehmen – ein best?rkendes Gef?hl nach der Krise. Ob die Preisbremse jedoch tats?chlich bis April 2024 gilt oder doch nicht ?ber den 31.12.2023 hinaus verl?ngert wird, ist nicht sicher.
Vergleich.de: Was erwarten Sie insgesamt f?r die kommenden Monate und f?r 2024 bzw. wie werden sich die Preise f?r Strom und Gas entwickeln?
Patrick Zloczewski: Wir erwarten, dass sich die Marktlage weiter entspannt. Versorger sind wettbewerbsf?higer, Verbraucher wechselfreudiger – das merken wir seit Anfang des Jahres. Die Energiekrise hat den Markt nicht mehr so sehr im Griff: Verbraucher haben wieder die Wahl, k?nnen freier agieren. Das gibt Hoffnung f?r 2023 und auch f?r 2024. Was die Preisentwicklung betrifft: Die Krise hat einmal mehr gezeigt, wie abh?ngig wir von fossilen Brennstoffen und deren Import sind. Solange das der Fall ist, k?nnen sich Preise f?r Strom und Gas kommendes Jahr in die eine oder andere Richtung bewegen. Genau ist das nicht vorherzusagen. Aufgrund der aktuellen Marktlage gehen wir zumindest f?r die n?chsten Monate von stabilen Preisen aus.
Das Interview mit Patrick Zloczewski, Senior Sales Manager bei Wechselpilot, wurde im Mai 2023 gef?hrt.
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