Zum Einstieg ins Thema w?hlt Jutta Reichelt ein Beispiel, das verdeutlicht, wie Angst wirken kann. Eventuell kennen manche Menschen dies von Abenteuerurlauben, doch es l?sst sich auch auf Alltagssituationen ?bertragen. Man solle sich vorstellen, vor einer sehr wackeligen Br?cke zu stehen, die ?ber einen Fluss f?hrt. Das Ziel liegt auf der anderen Seite, doch schon allein der Anblick der wackelnden Holzkonstruktion f?hrt zu zittrigen Knien. Hier ist Angst eine vollkommen normale menschliche Reaktion, die vor Gefahren sch?tzen will. Fr?her war sie sogar lebensrettend. Wer jetzt mit jemandem dar?ber spricht, zum Beispiel mit einem erfahrenen Guide, erf?hrt, dass wenige hundert Meter weiter eine neue Br?cke gebaut wurde, die stabiler ist, oder bekommt eine zus?tzliche Absicherung beim ?berqueren dieser Br?cke. „Reden wir allerdings nicht ?ber unsere Angst und versuchen es alleine, so werden wir vielleicht abst?rzen oder befinden uns in einem l?hmenden Zustand, in dem wir weder ein noch aus wissen. Obwohl Angst ein Teil des nat?rlichen menschlichen Verhaltens ist, ist sie im Arbeitskontext, insbesondere bei F?hrungskr?ften, nach wie vor ein Tabuthema“, so Jutta Reichelt.
F?hrungskr?fte und Manager s?hen sich oft der Angst vor Kontrollverlust gegen?ber oder der, ob sie die richtigen Entscheidungen treffen. Mitarbeitende hingegen versp?rten Konkurrenzdruck, h?tten Angst vor ?berforderung oder bef?rchten, durch die zunehmende Digitalisierung wegrationalisiert zu werden. Herrschen in einem Unternehmen ?ngste, so k?nne dies laut Jutta Reichelt dazu f?hren, dass vieles langsamer vorangehe und sich niemand traue, auf den Punkt zu kommen. Leider w?rden Angstgef?hle noch immer oft mit Schw?che gleichgesetzt und ignoriert, sch?ngeredet oder verdr?ngt. „Wenn Unternehmen allerdings eine offene und ehrliche Kommunikation implementieren wollen, dann ist es notwendig, auch ?ber ?ngste zu sprechen und diese zu thematisieren“, betont Jutta Reichelt. Sie ist der festen ?berzeugung, dass es h?chste Zeit ist, Angst in der Arbeitswelt zu thematisieren und ernst zu nehmen.
Wer im Unternehmen konstruktiv mit Angst umgehe, erhalte im Ergebnis neuen Mut, den alle brauchen, damit die Zukunft sicher gestaltet werden k?nne. H?ufig hafte der F?hrung ein Image an, auf alles eine Antwort zu haben, mit Verantwortung gut umgehen zu k?nnen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Vielen w?rde es hier schwerfallen, offen zuzugeben, dass einiges davon auch Angst mache. Doch genau hierin liegt ein wichtiger Hebel, wie Jutta Reichelt herausstellt: „Die Angstgef?hle transparent darzustellen, ist ein absoluter Pluspunkt. Zum einen macht es die F?hrung f?r die Menschen im Unternehmen nahbarer und menschlicher, was f?r mehr Vertrauen sorgt und zum anderen er?ffnet der offene und ehrliche Umgang mit Angst neue M?glichkeiten.“
Grunds?tzlich unterscheidet Jutta Reichelt beim Thema Angst in zwei Kategorien: gesund und ungesund. Eine gesunde Angst sensibilisiere f?r gef?hrliche Situationen und sei wie ein Radar, der ausschl?gt, sobald etwas seltsam sei. Sie mahne ebenfalls zur Vorsicht und sch?rfe die Sinne. Tritt man dieser Angst gegen?ber, so k?nne man F?higkeiten erreichen, die weit ?ber dem liegen, was man sich sonst selbst zugetraut h?tte. Durch eine gesunde Angst sei es m?glich, St?rke und Mut f?r kommende Herausforderungen zu entwickeln. Eine ungesunde Angst hingegen sei l?hmend, energieraubend und erm?dend. „Panik vor schlechtem Feedback, die Bef?rchtung, dass alles den Bach runtergeht, wenn man losl?sst und anderen Menschen Entscheidungsgewalt einr?umt oder negative Bedenken in Prozessen, die immer wieder durchgekaut werden, k?nnen zum Dauerzustand werden und zu Stillstand f?hren“, so Jutta Reichelt. Diese ungesunde Angst lasse sich zwar durch Verhaltens?nderungen ein wenig kontrollieren, sie ganz abzuschalten sei allerdings eine gro?e Herausforderung, die kaum ohne Hilfe zu meistern ist.
Ohne Angst zu thematisieren sei es auch nicht m?glich, eine offene Kommunikation im Unternehmen zu pflegen. Ebenso wenig k?nne dann neuer Mut entstehen, der das Unternehmen voranbringt. Menschen seien so konzipiert, dass sie m?glichst viele Routinen aufbauen, die es erlauben, energiesparend zu arbeiten. ?ngste tauchten immer dann auf, wenn etwas abseits der Norm ist, und sie verbrauchen Ressourcen. Aufgrund dessen erlebt Jutta Reichelt h?ufig, dass viele Unternehmen bestimmte M?glichkeiten erst gar nicht in Betracht ziehen und ein Workaround erarbeitet werde, der weniger belastend ist. Somit wird quasi um die Angst herumgearbeitet, statt sie zu thematisieren. Der Ursprung dabei liege oftmals in einem selbst, wie Jutta Reichelt n?her ausf?hrt: „Gehen wir offen mit unseren ?ngsten um und teilen diese in der Gemeinschaft, dann haben andere die M?glichkeit, darauf zu reagieren und uns zu unterst?tzen. Gemeinsam in Teams und der gesamten Organisation wird so eine neue St?rke aufgebaut und Mut entsteht.“
Schwierig werde es allerdings dann, wenn sich die ?ngste verselbst?ndigen. Das lasse sich sehr gut daran ablesen, dass Unternehmen eine Art von Bedenkentr?gerei etablieren und eine „Ja, aber“-Mentalit?t an der Tagesordnung ist. Sobald etwas Neues auf den Tisch komme oder Gewohntes sich ver?ndern soll, werde blockiert, weil man von der Angst zur?ckgehalten wird. Daher empfiehlt Jutta Reichelt jedem Top Manager, Executive, Teamleiter und allen anderen F?hrungskr?ften: „Nehmen Sie das Thema Angst ernst und fangen Sie an, es in Ihre Gespr?che einzubauen. In einer F?hrungsposition ist man immer auch Vorbild. Wer seine Angst erw?hnt, wird schnell erleben, dass andere nachziehen.“
In einem abschlie?enden Fazit nennt Jutta Reichelt drei Schritte, die helfen, Angst zu thematisieren und anzupacken: „Der erste Schritt ist, damit anzufangen ?ber ?ngste zu sprechen. Der zweite ist darauf zu achten, welche Wirkung die eigene Angst bei den unterschiedlichen Menschen hervorruft und im dritten Schritt gilt es, in Gespr?chen direkt beim Gegen?ber zu erfragen, worin dessen Angst liegt. Sie werden feststellen, dass sich durch diese drei Schritte die Gespr?chskultur immens ver?ndert.“
In ihrem pers?nlichen Blog „Flaschenpost“ informiert Jutta Reichelt ?ber viele weitere Themen, die Organisationen auf Erfolgskurs bringen.
Mehr Informationen und Kontakt zu Jutta Reichelt gibt es hier: www.jutta-reichelt.de
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