Nahrungsmittelversorgung in Nigeria – Produktivitätsfortschritt 2022

Risiken f?r die Ern?hrungssicherheit der Weltbev?lkerung durch den Ukraine Krieg. Drohende Hungersnot in Afrika, Folgen des Weltexport Stopps.

Der Leiter des nigerianischen Musterguts der GrowExpress Ltd., Thomas Wegener fordert wegen der drohenden Hungersnot in den afrikanischen Schwellenl?ndern infolge des Ukraine-Krieges weniger Biosprit und geringeren Fleischkonsum weltweit. Er berichtet ?ber die Erfahrungen im Bereich der Landwirtschaft in Nigeria.

Interview mit CEO Thomas Wegener der GrowExpress Ltd., Nigeria, die Fragen stellt Dr. Thomas Schulte, Rechtsanwalt und Fachautor aus Berlin.

?ber 100 Millionen Menschen sind weltweit wegen des Krieges in der Ukraine von einer Hungersnot bedroht. Getreide gelangt nicht nach Afrika, Getreideexporte sind unterbunden. Thomas Wegener hierzu: „Die Lage ist alarmierend und ernst. Zur Zeit stoppen die Exporte aus Russland und der Ukraine beziehungsweise laufen nur unter Schwierigkeiten. Au?erdem lassen sich Felder in der Ukraine zur Zeit nicht gut bewirtschaften und die Preise sind wegen des Krieges weltweit in die H?he geschossen.“

Wie gef?hrlich ist der Exportstopp f?r den Weltmarkt?

Thomas Wegener: Der russische Staat agiert als der weltgr??te Getreideexporteur, zus?tzlich fallen Mengen aus der Ukraine weg. Global reden von einem Drittel aller Weizenausfuhren. Mehr als 25 L?nder in Afrika, im Nahen und Mittleren Osten beziehen ?ber die H?lfte ihrer Weizenimporte allein aus diesen beiden L?ndern.
Preise f?r Lebensmittel explodieren. Das sollte eigentlich die Produktion weltweit ankurbeln. Warum regelt sich der Markt nicht selbst?

Thomas Wegener: Die Preise waren bereits vor dem Krieg um 50 Prozent h?her als zwei Jahre zuvor. Seit Ausbruch des Krieges sind sie erneut um mehr als 30 Prozent gestiegen. Sie sind jetzt so hoch wie seit 50 Jahren nicht mehr. Die Landwirtschaft braucht Fl?che, D?nger und Wasser. Die Produktion kurzfristig deutlich hochzufahren, w?rde bedeuten, mehr Wald- und Naturfl?chen zu nutzen. Auch D?ngemittel fehlen, denn die Ukraine und Russland sind daf?r wichtige Exporteure. D?nger hat sich um das Drei- bis Vierfache verteuert. Damit fehlt eine wichtige Stellschraube, um Ertr?ge zu erh?hen.
Warum ist die internationale Versorgung mit Lebensmitteln derart verletzlich?

Thomas Wegener: Der Boden in Russland und der Ukraine ist besonders geeignet f?r die der landwirtschaftlichen Anbau mit hohen Ertr?gen; gleiches gilt f?r Westeuropa. Hier ist allerdings alles dichter besiedelt. Eine Produktion kann man nicht einfach woanders schnell hochfahren. Au?erdem k?nnen wir L?ndern wie Indien oder China nicht verbieten, Nahrungsmittel an Tierbest?nde zu verf?ttern. Folge sind extreme Preisanstiege, die in Afrika nicht aufzufangen sind.

Hat sich auch Europa in der Nahrungsmittelproduktion zu abh?ngig von Russland gemacht?
Thomas Wegener: Wichtige Fl?chen f?r die Weltversorgung werden wegfallen – und das vielleicht l?ngerfristig. Wir m?ssen dies durch produktiven Anbau anderswo kompensieren, auch in Europa. In Europa importieren wir viele Futtermittel, das lie?e sich durch weniger Fleischkonsum reduzieren. Insgesamt werden wir im Zuge des Klimawandels aber mehr und nicht weniger Handel brauchen. Nur die H?lfte der Weltbev?lkerung kann sich durch Produktion im Umkreis von 1000 Kilometern gesund ern?hren. Zudem ist das Bev?lkerungswachstum in Afrika und Asien hoch – der Klimawandel betrifft vor allem diese Regionen. Forscher gehen davon aus, dass bis 2050 Afrikas Bev?lkerungszahl sich verdoppeln wird. Damit wir uns das vorstellen k?nnen, sollen in Nigeria in drei?ig Jahren gleich viele Menschen wie in der gesamten Europ?ischen Union leben.
Damit wird die Frage laut: Was tun?

Thomas Wegener: In Nigeria erwarten wir bald eine Bev?lkerung von 400 Millionen Menschen, viele gehen von einem Schreckensszenario aus, aber das muss nicht sein, wenn die Weichen richtig gestellt werden. Wir m?ssen weg von den Importen, die sich aus dem Erd?lreichtum ergeben, hin zu einer neuen Selbstversorgung. „Hilfe zur Selbsthilfe“ sozusagen, wir machen das mit unserem Mustergut im Bundesstaat Oyo, Ibadan vor. Unter Einbeziehung der lokalen Bev?lkerung nutzen wir die M?glichkeiten der Technisierung, von gutem Saatgut und D?nger. Das braucht neue Technologien und Ans?tze.

Wie ist die spezielle Situation in Nigeria?

Thomas Wegener: Nigeria ist das bev?lkerungsreichste Land Afrikas und eines der wirtschaftlich st?rksten. Es gibt 36 Bundesstaaten. Die offizielle Hauptstadt ist Abuja. Von den fast 192 Millionen Einwohnern aktuell leben fast 21 Millionen in Lagos. Die Bev?lkerung besteht aus mindestens 250 ethnischen Gruppen. Das Land ist zweigeteilt, im Norden leben haupts?chlich Muslime und im S?den ?berwiegend Christen. Der Norden ist vergleichsweise arm und der S?den ist vergleichsweise wohlhabend durch das Erd?d, dass zwar 90 Prozent der Exporterl?se ausmacht, aber trotzdem eher ein Fluch f?r das Land und die Bev?lkerung ist. Verteilungsk?mpfe rund um das schwarze Gold gef?hrden nicht nur die politische Stabilit?t, sondern wirken sich verheerend auf den Zustand des ?kosystems rund um das fruchtbare Nigerdelta aus. Aber es gibt Chancen, die langfristig zu einem Wandel f?hren, wie das grenz?berschreitende Projekt von GrowExpress Ltd. Das bewirtschaftete Mustergut liegt in der N?he der Ibadan, im christlichen S?den des Landes. Auf Grund seiner ?lindustrie hat die st?rkste Volkswirtschaft Afrikas die Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten vernachl?ssigt und zu stark auf Importe gesetzt. Die nat?rlichen Ressourcen Boden, Wasser und Sonne werden durch Saatgut, D?nger, Technisierung und Aus- und Weiterbildung vor Ort grenz?berschreitend erg?nzt. Gemeinsam mit der nigerianischen Regierung, staatlichen Entwicklungsprogrammen von Oyo wie OYSADEP und GES, dem Landwirtschaftsministerium, dem Internationalen Tropen Institut (IITA) in Ibadan arbeitet GrowExpress Ltd. f?r die Umgestaltung der Produktion und die klare Entwicklung der Wertsch?pfungskette von Maniok, Mais, Sojabohnen und anderen lokal sehr gut wachsenden Agrarkulturen.

Welche Aufgaben widmet sich GrowExpress Ltd.?

Thomas Wegener: GrowExpress Ltd. bewirtschaftet die vom Staat anvertrauten landwirtschaftlichen Fl?chen (Anbaufl?che von 800 ha) nicht selbst, sondern arbeitet mit lokalen Kleinbauern zusammen, um diese im Rahmen eines Partnerschaftsprogramms zu st?rken. Die Produktion wird durch ein „Outgrower“ Programm von bis zu 550 Bauern mit einer Anbaufl?che von 2000 ha unterst?tzt. Die lokalen Partner werden unter der zentralen Kontrolle und Planung des Unternehmens geschult, um der Ertrag der Fl?chen erheblich zu steigern. GrowExpress Ltd. stellt den lokalen Landwirten Know-how, Saatgut und D?ngemittel zur Verf?gung und ?berl?sst ihnen zus?tzlich zu ihren eigenen Fl?chen auch Land. Durch klare Rahmenbedingungen und Abnahmegarantien der produzierten Lebensmittel nach der Ernte wird eine Versorgungssicherheit f?r die Bev?lkerung erreicht, eine St?rkung der l?ndlichen Region, die Vermeidung von Landflucht und die Verhinderung von Monokulturen. Eine weitere Voraussetzung f?r den Erhalt des Modell-Gutes war, dass das Land nigerianischen Bauern und nicht multinationalen Gro?unternehmen dient. Langfristig verfolgt GrowExpress die Ziele der Schaffung von sicheren Arbeitspl?tzen, die Stabilit?t der Grundversorgung, Lebensmittelsicherheit und den Aufbau der Infrastruktur als Beitrag zur friedlichen Koexistenz und dem ausgeglichenen Zusammenleben im vielv?lkerstaat Nigeria.

V.i.S.d.P.:
Dr. Thomas Schulte, Rechtanwalt und Fachautor aus Berlin

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