Fr?her sei es ?blich gewesen, sich Zeit zu nehmen, um auf Fragen zu antworten. Heute m?ssen Fragen wie Antworten aus der Pistole geschossen kommen. „Ich habe keine Zeit!“ – eine Aussage, die derzeit mehr denn je f?r alle Lebensbereiche gelte. Jutta Reichelt besch?ftigt sich im Folgenden mit dem Problem, dass viele Menschen sich keine Zeit mehr zum Denken nehmen k?nnen oder d?rfen. „Insbesondere in Gespr?chen, bei Besprechungen oder Meetings wird erwartet, dass sofort Antworten auf Fragen kommen. Wenn dies einmal l?nger dauert, oder sich jemand gar herausnimmt zu sagen, in Ruhe ?ber die Antwort nachdenken zu wollen, dann wird schon nerv?s mit den Fingern auf dem Tisch getrommelt oder mit einem tiefen Seufzen das Smartphone herausgeholt“, untermauert Jutta Reichelt den aktuellen Status Quo in einer Vielzahl von Unternehmen. In erster Linie werde bem?ngelt, dass Entscheidungsprozesse im Termin zu lange dauern, wenn sich Menschen Zeit zum Nachdenken nehmen. Jutta Reichelt spricht sich klar dagegen aus und betont, dass die Qualit?t der Gespr?che sich enorm verbessere, wenn sich die Gefragten Zeit nehmen d?rften, ?ber ihre Antworten nachzudenken.
Viele Unternehmen und F?hrungskr?fte st?nden unter wachsendem Druck, der auch an Mitarbeitende weitergegeben wird. Dies ?u?ere sich beispielsweise darin, dass keine Zeit f?r Austausch einger?umt wird und alle Antworten stets parat sein m?ssen. Mitunter kommt es noch schlimmer, wie Jutta Reichelt ausf?hrt: „Bedenkzeit ist teilweise sogar verp?nt und verboten. Aussagen wie: „Wer erst nachdenken muss, macht seinen Job nicht richtig, hat sich nicht mit dem Thema auseinandergesetzt oder ist unvorbereitet“, sind nicht selten und auch ein Schweigen erweckt den Anschein, dass man nicht w?sste, wor?ber man spricht.“ Ein Hauptgrund, warum sich niemand mehr Zeit nimmt oder nehmen kann, liege am enormen Arbeitspensum und dem Druck, dass in immer k?rzeren Abst?nden Ergebnisse geliefert werden m?ssen. Auch Termine, das Tagesgesch?ft und unvorhersehbare Arbeiten lie?en kaum noch Zeit – erst recht nicht zum Nachdenken.
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Jutta Reichelt ermuntert jeden, einmal einen Blick in den eigenen Terminkalender zu werfen. Vermutlich sei von morgens bis abends alles durchgetaktet. „Wo bleibt die L?cke, das Zeitfenster, um Informationen aus einem Gespr?ch zu verarbeiten und sich auf das Kommende einzustellen? Kaum hat man sich von dem einen Gespr?chspartner verabschiedet, sitzt schon der n?chste im echten oder virtuellen Warteraum“, stellt Jutta Reichelt fest. Beim Kunden habe man oft noch mehr Geduld, wenn es darum ginge, Antworten zu erhalten. Bei internen Meetings sei jedoch die Erwartungshaltung zu beobachten, dass Fragen an Teams oder Einzelpersonen binnen Sekunden beantwortet werden m?ssten. Dieses Verhalten etabliere sich ?ber die Zeit auch in der Unternehmenskultur. Deutlich werde das vor allem anhand des obligatorischen „Haben Sie noch Fragen?“ am Ende einer Pr?sentation. Jutta Reichelt erg?nzt hierzu: „Der Vortragende z?hlt dann im Kopf meist bis drei und wenn bis dahin keine Meldungen kommen, wird sich f?r die Aufmerksamkeit bedankt und verabschiedet. In vielen Unternehmen ist dieses Verhalten sogar erw?nscht, denn es herrscht eine Kultur des Ablieferns.“ Das Ausbleiben von Fragen sei auch eine Art „Schutzmechanismus“. Werde das Gesagte hinterfragt oder zus?tzliche Ideen eingebracht, k?nne mitunter eine Mehrbelastung zu dem ohnehin schon immensen Arbeitsberg hinzukommen und niemand m?chte oder kann noch mehr ?bernehmen. Vielerorts laute daher das Motto: „Quantit?t vor Qualit?t“ und es geh?re zur Kultur, ohne Widerspruch abzuliefern und die Dinge als gegeben zu akzeptieren.
In diesem Zusammenhang appelliert Jutta Reichelt an alle Unternehmen und F?hrungskr?fte: „Lassen Sie die Leute denken! Wenn Sie qualitative R?ckmeldungen und gewinnbringenden Input zu bestimmten Fragen, in Pr?sentationen, Gespr?chen usw. erhalten wollen, dann brauchen die Menschen Zeit, sich Gedanken dar?ber zu machen – sowohl ?ber den Inhalt als auch die Art, wie sie diesen transportieren m?chten.“ Eindeutige Anzeigen daf?r, dass es mehr Denkzeit brauche, beschreibt Jutta Reichelt: „In einem Termin wurde eine Entscheidung getroffen und die Menschen haben diese sofort wieder vergessen oder revidieren sie nur kurze Zeit sp?ter, vielleicht wei? auch niemand mehr, wof?r genau jetzt abgestimmt wurde, da er nicht die M?glichkeit hatte zu hinterfragen.“
Die Ratgeberin f?r Organisationsentwicklung geht mit bestem Beispiel voran und r?umt den Menschen mehr als ein paar Sekunden Bedenkzeit ein. Im ersten Moment sei das f?r viele irritierend, da sie es nicht gewohnt sind. Gerne h?lt es Jutta Reichelt dann mit den Worten ihrer Ausbilderin in der systemischen Beratung: „Wenn auf deine Frage keine Antwort kommt, dann ist es erstens eine gute Frage und zweitens, z?hle bis 500. Es wird definitiv eine Antwort kommen.“ Bereits nach wenigen Anl?ufen tr?gt dies Fr?chte, die zus?tzliche Zeit werde sehr gesch?tzt und die Qualit?t der Arbeit erh?he sich.
In ihrem pers?nlichen Blog „Flaschenpost“ informiert Jutta Reichelt ?ber viele weitere Themen, die Organisationen auf Erfolgskurs bringen.
Mehr Informationen und Kontakt zu Jutta Reichelt gibt es hier: www.jutta-reichelt.de
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