Bildungs- und Teilhabepaket: Viele Berechtigte wissen nichts von ihrem Anspruch

Etwa drei von zehn Sch?ler*innen des Nachhilfeanbieters Studienkreis erhalten die Lernf?rderung aus BuT-Mitteln.

Bildungs- und Teilhabepaket: Viele Berechtigte wissen nichts von ihrem Anspruch

Mehr Chancengerechtigkeit im Schulsystem – seit der ersten PISA-Studie vor mehr als 20 Jahren steht dieses Ziel ganz oben auf der bildungspolitischen Agenda. Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien haben inzwischen Anspruch auf staatliche F?rderung f?r Bildung und soziale Teilhabe. Aber nur ein kleiner Teil der Gelder wird abgerufen. Das hat nicht nur f?r die Betroffenen negative Folgen, sondern schadet der gesamten Gesellschaft.

In kaum einem Land h?ngt der Bildungserfolg der Kinder so sehr vom Elternhaus ab wie in Deutschland: Wer gebildete Eltern mit qualifizierten Jobs hat, bringt es fast immer bis zu Abitur und Studium. Kinder ohne einen solchen famili?ren Hintergrund schaffen es seltener bis zum h?chsten Bildungsabschluss – auch bei gleicher Begabung. Seit 2011 soll das staatliche Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) daf?r sorgen, dass Kinder aus einkommensschwachen Familien mehr F?rderung erhalten: Es richtet sich an Kinder und Jugendliche, deren Eltern staatliche Unterst?tzung wie zum Beispiel Arbeitslosengeld II oder Wohngeld beziehen und nicht die Mittel haben, um ihren Kindern Sportkurse, Musikunterricht oder Nachhilfestunden zu finanzieren.

Etwa drei von zehn Sch?ler*innen des Nachhilfeanbieters Studienkreis erhalten die Lernf?rderung aus BuT-Mitteln. „Den Eltern ist es sehr wichtig ist, dass ihre Kinder in der Schule erfolgreich sind“, sagt Andreas Durth, Gesch?ftsf?hrer beim Studienkreis. „Sie k?nnen ihre Kinder nicht selbst f?rdern, zum Beispiel, weil sie die Lerninhalte nicht ausreichend beherrschen oder nicht gut genug Deutsch sprechen. Aber sie wissen um den hohen Wert von Bildung und m?chten, dass ihre Kinder gut ger?stet ins Leben gehen.“

Berechtigte wissen oft nichts von ihrem Anspruch auf F?rdergelder
Einige BuT-Leistungen – etwa f?r Schulessen oder zur Anschaffung von Schulbedarf – kommen inzwischen unb?rokratisch bei den Berechtigten an. Andere Leistungsarten hingegen m?ssen kompliziert beantragt werden. Die Folge: Nur etwa 11 bis 15 Prozent der Berechtigten nehmen die Leistungen in Anspruch (s. Factsheet „Bildungsgerechtigkeit“). Viele Familien wissen nicht einmal, dass sie die F?rderung erhalten k?nnten, weil es ihnen niemand mitgeteilt hat (lesen Sie dazu auch das Interview mit einer betroffenen Mutter im Studienkreis-Blog).

„Gelder bereitzustellen ist wichtig, reicht aber nicht aus. Die Regierung muss sicherstellen, dass die BuT-F?rderung bei den Berechtigten ankommt“, fordert Durth. Zwar wurde 2019 bei BuT nachgebessert, aber noch immer ist die Antragstellung kompliziert. Je nach Kommune und Art der staatlichen Sozialleistungen sind andere Beh?rden f?r den Antrag zust?ndig. Vor allem weisen die Beh?rden die Empf?ngerinnen und Empf?nger von Sozialleistungen meistens gar nicht darauf hin, auf welche BuT-Leistungen ihre Kinder Anspruch haben. „Eltern erz?hlen uns immer wieder, dass sie nur durch Zufall davon erfahren haben“, sagt Durth.

Bildungsgerechtigkeit ist nicht nur f?r die Betroffenen wichtig
Chancengerechte Bildung – das bedeutet vor allem, dass alle Kinder und Jugendlichen ihr Potenzial voll aussch?pfen. Davon profitieren nicht nur die betroffenen Kinder und Jugendlichen selbst, sondern die gesamte Gesellschaft. „Der Fachkr?ftemangel in Deutschland versch?rft sich immer weiter. Gleichzeitig bleiben Kinder und Jugendliche hinter ihren M?glichkeiten zur?ck und sind am Ende der Schulzeit nicht ausreichend auf das Berufsleben vorbereitet. Das passt nicht zusammen“, betont Durth.

Dass der Regierung das Problem bewusst ist, l?sst sich im Koalitionsvertrag ablesen. Dort hei?t es: „An Schulen mit einem hohen Anteil von Sch?lerinnen und Sch?lern, die einen Anspruch auf Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket haben, wollen wir dauerhaft und unb?rokratisch Angebote f?r Lernf?rderung und soziokulturelle Teilhabe etablieren, um sicherzustellen, dass die Inanspruchnahme dieser Leistungen steigt.“ Jetzt m?ssen Taten folgen.

Weitere Informationen
Studienkreis-Factsheet „Bildungsgerechtigkeit in Deutschland“
Studienkreis-Blogbeitrag „Bildungsgerechtigkeit“

Keywords:Studienkreis, Nachhilfe, Nachhilfeunterricht, Schule, Bildungsgerechtigkeit, Bildungs- und Teilhabepaket, staatliche F?rderung

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