Leonberg, 20. April, 2022. Rund 200.000 mal pro Jahr brennt es in Deutschland. Etwa 200 dieser Feuer sind Gro?br?nde mit Millionensch?den, in deren Folge 70 Prozent der betroffenen Betriebe innerhalb eines Jahres Insolvenz anmelden – von Personensch?den ganz zu schweigen. Nicht umsonst also sind die Anforderungen an den Brandschutz in Geb?uden besonders hoch, insbesondere wenn sie ?ffentlich oder gewerblich genutzt werden. Die strengen Regelungen tragen Fr?chte, immerhin hat sich die Zahl der Menschen, die in Deutschland bei einem Brand oder durch seine Auswirkungen ums Leben kommen, in den vergangenen 30 Jahren mehr als halbiert. F?r Planer und Architekten birgt der Brandschutz dennoch einige Herausforderungen – gerade, wenn es um sichere Treppenr?ume als Fluchtwege und Rettungsr?ume geht, die zudem oft barrierefrei erreichbar sein m?ssen. Wie das umsetzbar ist, erkl?rt ein Experte von GEZE, dem Spezialisten f?r T?r-, Fenster- und Sicherheitstechnik.
Beim Brandschutz geht es darum, eine Ausbreitung des Feuers zu verhindern, die Selbstrettung der Menschen im Geb?ude so einfach und sicher wie m?glich zu gestalten und Rettungskr?ften von au?en einen schnellen Zugang zu erm?glichen. Daf?r m?ssen bestimmte T?ren in jedem Fall selbstschlie?end sein, um im Gefahrenfall im Geb?ude sichere Bereiche zu schaffen oder noch besser: den sicheren Ausweg aus dem brennenden Geb?ude zu erhalten. Geschlossene T?ren k?nnen allerdings den Anforderungen an eine barrierefreie Nutzung des Geb?udes zuwiderlaufen, wenn die erforderlichen Bedienkr?fte zum ?ffnen zu hoch sind. Hinzu kommt, dass je nach Art und Nutzung des Geb?udes ganz unterschiedliche Anforderungen an Barrierefreiheit erf?llt sein m?ssen. Im Falle eines Gesch?ftsgeb?udes zum Beispiel greift zus?tzlich die Arbeitsst?ttenverordnung mit ihren Technischen Regeln f?r Arbeitsst?tten (ASR). Vorgaben zur barrierefreien Gestaltung von Arbeitsst?tten liefert die ASR V3a.2 „Barrierefreie Gestaltung von Arbeitsst?tten“.
Technische Ausstattung von barrierefreien Brandschutzt?ren
Um im Normalbetrieb eine barrierefreie Nutzung gem?? der Norm zum Barrierefreien Bauen, der DIN 18040-1, sicherzustellen, reicht bei Brandschutzt?ren schon eine selbstschlie?ende T?r mit T?rschlie?er. Dieser darf jedoch einen Wert von 47 Nm ?ffnungsmoment nicht ?berschreiten. Um zus?tzlich den h?heren Anforderungen der ASR V3a.2 an Bedienkr?fte gerecht zu werden, ben?tigen selbstschlie?ende Brand- oder Rauchschutzt?ren mindestens Freilauf-T?rschlie?er oder Feststellanlagen, die die T?r im Normalbetrieb offenhalten. Eine weitere Option ist eine T?r mit T?rantrieb.
Druckbel?ftete Treppenr?ume in Kombination mit der passenden T?r
Eine Patentl?sung f?r alle Anwendungsf?lle gibt es nicht. „Bei druckbel?fteten Treppenr?umen muss beispielsweise auf Barrierefreiheit ein besonderes Augenmerk gelegt werden, weil hier eine sogenannte Rauchschutzdruckanlage (RDA) zum Einsatz kommt, die den Treppenraum im Brandfall mit einem kontrollierten ?berdruck gegen?ber den angrenzenden R?umen rauchfrei h?lt“, erkl?rt G?nther Weizenh?fer, Architekt und Teamleiter Pre Sales Development bei GEZE. Auf diese Weise bleiben die Flucht- und Rettungswege rauchfrei, die Menschen im Geb?ude k?nnen sich in Sicherheit bringen und die Feuerwehr kann den Brand l?schen – und zwar auch ?ber einen l?ngeren Zeitraum hinweg. Nun kommt es allerdings darauf an, welche Personengruppen den Treppenraum erreichen m?ssen und ob diese die T?r gegen den Druck der RDA ?ffnen k?nnen. Die Gr??e der T?r und die H?he des Differenzdrucks spielen f?r die Entscheidung eine erhebliche Rolle. Je nach Anforderung kommt daher eine manuell zu bedienende T?r zum Einsatz oder es wird eine automatisch gesteuerte T?r erforderlich.
?ffnet oder schlie?t die Rettungst?r gegen den Druck der RDA?
„Bei T?ren im Einzugsbereich einer RDA ist zun?chst die Kl?rung der Einbausituation erforderlich“, sagt G?nther Weizenh?fer. „Es gibt dabei zwei Betrachtungsweisen: ?ffnet die fragliche T?r gegen den Druck der RDA? Das ist immer dann der Fall, wenn die Menschen im Notfall in den Treppenraum fliehen. Oder schlie?t die T?r gegen den Druck, was vor allem im Erdgeschoss vorkommt, wenn die Menschen aus dem Treppenraum ins Freie fliehen?“ Im letzteren Fall bringt eine L?sung mit T?rschlie?er hohe Bedienkr?fte oberhalb der zul?ssigen Werte nach DIN 18040-1 mit sich, da die Schlie?kraft auf die ung?nstige Situation des Schlie?ens gegen den Druck im Alltag eingestellt werden muss.
Auch entscheidend: Reiner Nottreppenraum oder auch im Alltag genutzter Treppenraum?
Weiterhin spielt die Nutzung des Treppenraumes im Alltag eine Rolle: „Manchmal wird der Treppenraum wirklich nur f?r den Notfall genutzt. In anderen F?llen werden die im Notfall druckbel?fteten Bereiche aber auch im Alltag genutzt.“ Aus dieser Fragestellung ergebe sich dann die Anforderung an die einzusetzende T?rtechnik, so Weizenh?fer: „Wenn keine barrierefreie Erreichbarkeit des Treppenraums im Notfall gefordert wird, weil es zum Beispiel anderweitig barrierefrei erreichbare sichere Bereiche gibt, k?nnen mittels geeigneter T?rschlie?er die Anforderungen der DIN 18040-1 in der Alltagsnutzung eingehalten werden. Hier ergeben sich bei einer T?rfl?gelbreite von 1,25 m etwa 50 N Bedienkraft. Die zul?ssige Bedienkraft von maximal 100 N bei Betrieb der RDA-Anlage kann bei fr?hzeitiger Abstimmung von T?rtechnik, Differenzdruck und T?rblattgr??e dennoch eingehalten werden. Muss dagegen die ASR V3a.2 erf?llt werden, betr?gt die zul?ssige Bedienkraft nur 25 N, was einen Antrieb an der jeweiligen T?r erfordert. Die Unterschiede sind also erheblich!“
Fazit: Fr?he und enge Abstimmung aller beteiligten Planer erforderlich
„Man muss in jedem Fall immer die unterschiedlichen Einbausituationen betrachten und unabh?ngig davon auch die unterschiedlichsten Anforderungen an die Barrierefreiheit. Erst aus der Kombination beider Themen l?sst sich die passende technische Ausstattung der T?r festlegen – unter Ber?cksichtigung der Stellschrauben wie T?rgr??e oder Anpassung des Differenzdrucks“, fasst G?nther Weizenh?fer zusammen. „Da spielen also so viele Faktoren mit rein, die man ber?cksichtigen muss, sodass aus meiner Sicht von Beginn an eine enge Abstimmung zwischen Brandschutzplaner, T?rfachplaner und dem Planer, der die Druckbel?ftung plant, erforderlich ist, um zu einer wirtschaftlichen, guten Gesamtl?sung zu kommen“, so Weizenh?fer.
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